Erst die Pflicht – dann die Meisterschaft

Dem aufmerksamen Spielberichtleser wird aufgefallen sein, dass der Artikel vom 03.04. gegen die JSG Tecklenburger Land fehlte. Das wird hiermit nachgeholt. Denn das Staffelfinale der Verbandsliga 1 hätte sich von der Spannung her, keiner besser ausdenken können.

Um ein wirkliches „Endspiel“ um die Meisterschaft zu erhalten – sprich Erster gegen Zweiter- in diesem Fall HSV-Minden-Nord gegen JSG Ibbenbühren, musste der HSV zunächst das Auswärtsspiel in Lengerich gewinnen.

Kurzum: Das hat funktioniert, wie man bereits aus der Überschrift erahnen konnte. Die erste Halbzeit hatte Tecklenburger Land immer mal wieder die Nase vorn und konnte die Partie offen gestalten. 12:13 hieß es zur Mitte der Spielzeit. Nach der Halbzeit kam Minden aber besser zum Zuge und baute die Führung teilweise auf 8 Tore aus. In der Schluss-Viertelstunde fasste sich der Gastgeber noch einmal ein Herz und profitierte von einigen 2-Minuten Strafen der Mindener, kam aber nur noch zur Ergebniskosmetik. Der für Minden benötigte Auswärtssieg, mit einem 26:30 Endstand war geholt. Somit hieß es am gestrigen Freitag – Showtime!

Das Endspiel war perfekt. HSV-Minden Nord gegen die JSG aus Ibbenbühren. Der Gast ebenfalls mit einer bockstarken Saison und nur zwei Niederlagen im Gepäck. Wer hier gewinnt, darf sich zum Meister der Verbandsliga küren.

Ibbenbühren, ließ sich nicht lumpen. Reiste mit Bus und – im wahrsten Sinne des Wortes – „voller Kapelle“ in Minden an. Gemeinsam mit dem Mindener Anhang, war die Tribüne der Sporthalle nun mit rund 120 Zuschauern, 6-8 Trommeln, diversen Hupen, Tröten und Klatschutensilien, für ein A-Jugend Spiel, mehr als ausgezeichnet gefüllt. Die Stimmung war grandios und echte Werbung für den Handball!

Punkt 19 Uhr – Anpfiff und Auftritt der Hauptpersonen dieses Abends unten auf der Platte. Von Anfang an merkte man beiden Teams volle Konzentration und einen Matchplan an. Der HSV stand gut in der Abwehr. Versuchte merklich Ibbenbühren früh zu stören, um deren treffsichere „Halbe“ erst gar nicht in Wurfsituationen zu bringen. Gut am Mann und immer wieder rechtzeitig eine Hand dazwischen, führte dazu, dass der Gast sich mit dem Tore werfen etwas schwerer tat, als im Rest der Saison.

Ibbenbühren aber ebenfalls mit einem Plan. Gutes und schnelles Rückzugsverhalten, verhinderte, dass der HSV sein gefährliches Tempospiel aufziehen konnte. Immer wenn sie die Mindener in den Positionsangriff und in das Spiel durch die Mitte zwangen, fielen auch hier nicht wie gewohnt die Tore.

Zudem hatte Ibbenbühren einen Spielverderber erster Kajüte zwischen den Pfosten. Der Gästekeeper mit einer erwähnenswert blitzsauberen Leistung. Zeigte einige Paraden und spuckte Minden ein ums andere Mal in die Suppe.

Nichtsdestotrotz, ab Minute 16 Ibbenbührens Feldspieler minimal von der Rolle, fanden kein Mittel, um die Mindener Abwehr zu knacken. Der HSV machte hinten komplett dicht, als hätten sie sich den Bus der Gäste geliehen und in den Kreis gestellt. Minden gönnte dem Gegner 14 Minuten lang (!) kein einziges Tor mehr, lieferte vorne aber weiter ab, so dass mit einer 12:7 Führung zur Halbzeit gepfiffen wurde.

Der alles entscheidende zweite Durchgang sollte also mit leichtem Vorteil für den HSV beginnen. Doch die Challenge nahm Ibbenbühren an. Der Gegner keineswegs mit den Köpfen unten, sondern zeigte sich kämpferisch. Verteidigte ebenfalls gut und kam Angriff um Angriff näher, was Minden etwas verunsicherte. Die Belohnung für Ibbenbühren: 7 Minuten vor dem Ende, war beim 18:18 alles wieder offen.

Crunchtime – die Zuschauer johlen, die Trommeln donnern auf beiden Seiten der Tribüne durch die Halle, die Luft knisterte vor Anspannung. Die komplette Saison entscheidet sich in nur 7 Minuten – Handballherz was willst Du mehr?!

Und auf der Platte? Minden kriegt Nackenschläge, in DER entscheidenden Phase des Spiels: Pauser mit 2-Minuten raus, Benecke scheitert mit einem Siebenmeter. Zerplatzt der Traum der Meisterschaft? Nein, denn die Mannschaft bleibt absolut cool – Respekt Jungs! Die Abwehr steht knochentrocken und Torwart Tolga – längst angefixt von der starken Leistung des Gästekeepers – holte sich still und leise, in der gesamten zweiten Hälfte, ebenfalls diverse Paraden und erklärte einfach in Minute 53 die Saison für beendet. Er ließ schlichtweg keinen Ball mehr durch. Mit dieser Denksportaufgabe hatte Ibbenbühren nicht gerechnet. Während sie noch grübelten, machte Minden das, was sie stark macht. Tempospiel! Fynn Benecke mit zwei sehenswerten Würfen und zwei Steilangriffe über Adrian Südmeier schlugen im Gehäuse der Gäste ein. Die Messe war gelesen! Bei 22:18 ertönte der letzte Pfiff der Saison und der Jubel, zumindest auf Mindener Seite, kannte keine Grenzen.

Volle Konzentration und echter Siegeswille, knackte am Freitagabend den starken und absolut fairen Gast aus Ibbenbühren. Die Verbandsliga Meisterschaft ist der verdiente Abschluss einer großartigen Saison und die Endstation einer bemerkenswerten Jugend-Handballzeit. Das letzte Spiel einer Truppe, von der so viele seit frühester Jugend zusammengespielt haben.

Ein Dank ans Team, von mir und allen HSV-Eltern, für tolle Handballspiele in den letzten Jahren.

PS: Sorry, für den heute mal besonders langen Text – aber ich denke der Umfang, ist dem Anlass durchaus angemessen. Von meiner Seite heißt es ebenfalls: Over and out! Ciao HSV… 😉

Vs. Tecklenburger Land: Rapp 1, Schwier 6, Benecke 4 (1), Pauser 8, Pockrand 6, Lemke 5

Vs. Ibbenbühren: Südmeier 2, Rapp 2, Schwier 4, Benecke 6 (3), Pauser 3, Pockrand 1, Lemke 4