Jugendarbeit…..

ein Thema das viele Vereine oftmals auch über die normalen Maße des Machbaren fordert. Zu wenig Spieler/-innen, zu wenige Trainer, ausreichend Hallenzeiten, Schiedsrichter müssen gestellt werden, usw. Sehr viel Aufwand, bei dem man nur ganz ab und zu mal die Frage nach dem Sinn stellt, wenn später doch so viele Kinder aus den verschiedensten Gründen „verloren gehen“ und eben nicht in den oberen Mannschaften des Vereins ankommen. Ich selber habe die Frage mal einem Vater meiner damaligen Jugendmannschaft gestellt. Die Antwort: „Denk nicht darüber nach, sonst hörst du als Trainer sofort auf!“. Natürlich habe ich nicht aufgehört, aber man wird, aufgrund der Vorstandstätigkeit unvermeidbar, immer wieder mal mit dem Thema konfrontiert. Da ich gelegentlich auch an Gesprächen mit Sponsoren teilnehme, bekommt man allerdings auch die positive Wahrnehmung Außenstehender auf die Jugendarbeit mit.

Eberhard Beeth, seit 1971 der Geschäftsführer der Hammer-Gruppe erzählte mir zum Beispiel, er habe schon immer gerne Handballer in seinem Unternehmen eingestellt. „Die sind pünktlich, teamfähig und wissen wann es besser, ist einfach mal zuzuhören!“.

Und dann habe ich den untenstehenden Artikel von Vicky Helms auf der Internetseite http://harz-am-ball.de/ gefunden. Ich fand ihn so lesenswert, dass ich ihn hier einmal veröffentlichen möchte, weil er den Nagel einfach auf den Kopf trifft.

Vielen Dank an die vielen Idealisten, die unseren Verein unterstützen!

Lohnt sich das alles überhaupt noch?

Der traditionelle Anspruch an die Jugendarbeit wird nur noch von Ausnahmefällen erfüllt, denn Vereine sind heute Begleiter auf Zeit. Auf der Suche nach einem neuem Sinn.

Neulich machten wir uns den Spaß einer kleinen vereinsinternen Statistik. Wie viele Spielerinnen waren in den vergangenen 10 Jahren tatsächlich vom Jugendbereich in die Frauenteams gewechselt und noch für den Verein aktiv am Ball? Vorschläge und Wetten werden jetzt entgegen genommen.

In Gesprächen mit Vereinsverantwortlichen über das Thema Jugendarbeit kommt man eher früher als später zu Sinn und Ziele des Ganzen. Der übliche Anspruch: Nachwuchs für die eigenen Frauen- und Männerteams. So alt wie die Idee ist denn auch die Formulierung: „für unsere Senioren“. Das traditionelle Konzept der Vereinstreue von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter lebt immer noch im Kopf so vieler Vereinsgestalter. Meist unabhängig von deren Alter – der Staffelstab scheint hier erfolgreich übergeben zu werden. Deutet man dann an, dass dieser Plan heute kaum noch funktioniert, kommt schnell die entrüstete Frage: Wofür machen wir das dann alles?

Unsere kleine Statistik ergab: 11 Spielerinnen in den letzten 10 Jahren. Ziemlich genau eine Spielerin pro Jahrgang ist dem Verein aus der eigenen Nachwuchsarbeit erhalten geblieben. Eine – Spielerin – pro – Jahrgang.

Bedenkt man, dass Jugendteams in der Regel zwei Jahrgänge vereinen und man mit zwei Mädels wohl nicht spielfähig war, drängt sich die Frage auf: Was ist mit all den anderen passiert? Spielt schon lange kein Handball mehr, ist für das Studium weggezogen, hat neben Ausbildung und Job keine Zeit, hat den Verein gewechselt. Natürlich macht der Wandel unserer Gesellschaft vor den Toren der Sportvereine nicht Halt. Leben ist welt-weit geworden. Mobil sein, flexibel sein. Unzählige Wahlmöglichkeiten. Chancen überall. Das hat seine Auswirkungen.

Die Realität: Vereine sind heute Begleiter auf Zeit. Für einen Zeitraum. Für einen Lebensabschnitt. Für einige Jahre, manchmal auch nur Monate. Wer Kindern und Jugendlichen das Handballspielen beibringen will, um die Früchte im Erwachsenenalter selbst zu ernten, wird viele, viele Male bitter enttäuscht werden.

Was unsere kleine Statistik nicht gemessen hat: All die wertvollen Erfahrungen, die unvergessenen Erinnerungen, das gewonnene Selbstvertrauen, die hilfreichen Fähigkeiten, die dicken Freundschaften, die glücklichen Momente … die weit mehr als 11 Mädchen, heute Frauen, aus ihrer Zeit im Verein mitgenommen haben.

Sportvereine haben die Chance, Kindern und Jugendlichen etwas mitzugeben. Für ihr Leben. Einen Eindruck in der Persönlichkeit zu hinterlassen. Werte und Fähigkeiten zu vermitteln. Manchmal sogar jemanden vor dem Absturz zu bewahren. Vielleicht ist der Anspruch – einen Beitrag zur Entwicklung der Kids zu leisten – heute bedeutender denn je.

… und dafür machen wir das alles. Einige Jahre, manchmal auch nur Monate.

Die Autorin

Vicky Helms, Jahrgang 1978, ist Sportwissenschaftlerin und A-Lizenz-Inhaberin (seit 2009). Seit 20 Jahren trainiert sie Handball-Mannschaften – vom ambitionierten Nachwuchsbereich bis zu Frauen auf Drittliga-Ebene.

Seit 2005 ist Vicky Helms als Kader-Trainerin für Landesauswahl-Teams des Hessischen Handball-Verbands verantwortlich und leitet seit 2007 auch den Stützpunkt Nordhessen (weiblich).

Aktuell ist sie zudem in der Jugendarbeit des Kasseler Vereins wJSG Dittershausen/Waldau tätig und trainiert hier weibliche Jugend B in der Oberliga Hessen.

 

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